(c) Fotograf Dipl.Ing. Klemens Ortmeyer (Ortmeyer Architekturphotographie)
(c) Fotograf Dipl.Ing. Klemens Ortmeyer (Ortmeyer Architekturphotographie)
(c) Fotograf Dipl.Ing. Klemens Ortmeyer (Ortmeyer Architekturphotographie)

Der Marienkrönungsaltar

Die Ausstattungsstücke der heutigen neogotischen St. Ludgeri Kirche stammen ausnahmslos aus der Neuzeit. Aus der Vorgängerkirche blieb allerdings der Aufbau des spätmittelalterlichen Marienkrönungsaltars (um 1450) erhalten. Das Kunstwerk ist in einer nicht näher bestimmbaren Werkstatt des niedersächsischen Raumes, vielleicht in Braunschweig, gefertigt worden. Im Jahr 1908 hat ihn die Kirchengemeinde für 500 Mark an das Welfenmuseum, das heutigen Landesmuseum in Hannover (Inventarnummer HS 2118) verkauft. Der Unterbau bestand aus einem gemauerten Altarunterbau (Stiepes) und einer aufliegenden Altarplatte (Mensa). Diese blieben ebensowenig wie die Predella, eine kastenförmige Altarstaffel aus Eichenholz mit Schiebetüren, erhalten. 

Der Altaraufsatz (Höhe 96 cm) besteht aus einem Mittelschrein (Breite 135 cm) und zwei seitlichen Flügeln (Breite jeweils 67 cm). Die Kästen von Mittelschrein und Flügeln wurden aus hartem Eichenholz hergestellt, die Skulturen und das mit Fischblasenornamenten versehene Maßwerk über den Figuren sind aus dem weicheren Lindenholz geschnitzt.

An Werktagen blieben die Flügel geschlossen, sodass für Kirchenbesucher nur ihre Außenseiten sichtbar waren. Die ehemals dort befindlichen Malereien haben sich leider nicht erhalten und es ist auch nicht überliefert, was dargestellt worden war. Öffnete man an Sonn- und Festtagen während der heiligen Messe den Altar, konnten die Gläubigen die mit Maßwerk-Baldachinen ausgezeichneten acht Skulpturen vor goldenem Hintergrund betrachten. Unter den auf der Rückseite ausgehölten Figuren befinden sich Sockel mit Namensnennung der Dargestellten. Die Mitte des Schreins nehmen Maria und Jesus ein ("AVE MARIA" und "JESUS CHRISTUS"). Die eigentliche Krönung ist bereits vollzogen. Christus wendet sich mit einem Segensgestus seiner als Königin in den Himmel aufgenommenen Mutter zu. Die Szene wird links durch den Heiligen Liudger ("S[AN]C[T]US LUIDGER") flankiert. Liturgische Kopfbedeckung (Mitra), Gewand, Buch und ein nicht mehr vorhandener Krummstab kennzeichnen den Namenspatron der Kirche als Bischof und Missionar. Auf der rechten Seite werden die drei Generationen Großmutter - Mutter - Kind (Anna - Maria - Jesus) durch die Skulptur Annaselbdritt ("S[AN]C[T]A ANNA") dargestellt. Im linken Flügel erkennen wir an den Kronen die Darstellung zweier Königstöchter:

  • Katharina von Alexandrien ("S[AN]C[T]A KAT[HA]RINA"), die durch das Rad zu Tode kam. Sie hält eine Speiche in der Hand.
  • Margareta von Antiochien ("S[AN]C[T]A MARG[A]R[E]TA"), die einen Drachen trägt, vor dem sie der Heilige Georg rettete. In ihrer linken Hand hielt sie ursprünglich ein Kreuz.

In den rechten Flügel sind zwei Apostel eingestellt. Andreas ("S[AN]C[T]US ANDREAS") ist an dem Attribut des Schrägbalkenkreuzes zu erkennen. Der Evangelist Matthäus ("S[AN]C[T]US MAT[T]H[A]EUS") präsentiert seine Schrift in Buchform. Das zweite Attribut, wohl ein Winkelmaß, ist nicht mehr vorhanden. 

Im Laufe der Geschichte erlitt der Altar schwere Schäden: so gingen die Malereien an den Außenseiten der Flügel verloren. Auch die Farbfassung der Skulturen sowie des Schreins und des Maßwerks sind stark in Mitleidenschaft gezogen. Vor der Rückkehr des mittelalterlichen Kunstwerks nach Ehmen sorgte dessen behutsame Restaurierung für den Betrachter für einen optisch ansprechenden Eindruck. Es ist eine Freude, diesen Altar zu betrachten.

Peter Steckhan M.A.

pax brüning architekten bda. Foto (C) Klemens Ortmeyer
pax brüning architekten bda. Foto (C) Klemens Ortmeyer